Waldorfschulen „im ländlichen Raum“ mit ihrer überschaubaren Anzahl von Schülerinnen und Schülern irritieren die fest verankerte Vorstellung von einer innerstädtischen Waldorfschule mit gut gefüllten Jahrgangsklassen. Im Allgemeinen werden an Waldorfschulen die Unterrichtsinhalte altersgemäß begründet und der Lehrplaninhalt in entwicklungshygienischer Hinsicht „eingepasst“.
Dabei wird gern übersehen, dass dem für ein bestimmtes Alter als geeignet angesehenen Inhalt immer eine kreative Suchbewegung vorangeht: wie ist die Entwicklung der Klasse insgesamt, die der einzelnen Schüler:innen, wie sind die Anforderungen der Gesellschaft, wie die der Elternschaft. Diese Fragen öffnen die Vorstellung von einem einmal fest gelegten, durch nichts zu erschütternden Waldorfschul-Lehrplan.
Einen besonderen Weg geht seit dem Schuljahr 20011/12 die Waldorfschule Seewalde. Jahrgangsübergreifende Klassen erfordern eine gründliche Auseinandersetzung mit Lehrplanfragen; den Bedingungen einer sozialen Klassengemeinschaft mit einer Altersspanne von gut drei Jahren, die jährlich „wechselt“; die Einbeziehung des Schulortes, eingebunden in eine landwirtschaftlich geprägte inklusive Lebensgemeinschaft.
Mittlerweile hat sich eine Fülle von Erfahrungen im Kollegium der Schule gesammelt, die unbedingt mit denjenigen geteilt werden sollten, die unter ähnlichen Bedingungen „Waldorfschule machen“.
Genauso wichtig ist es, dass Renata Bührings erfahrungsgesättigte Studie greifbar macht, wie in kollegialer Zusammenarbeit das Kreativpotenzial des „Waldorflehrplans“ die Fantasie der Lehrer:innen anzuregen vermag.
(Aus dem Vorwort von Walter Riethmüller)