Eine prägnante Zusammenfassung der Steinerschen Theorie zur Entwicklung der Sprache.
Der vorliegende Essay Rainer Patzlaffs – in Ergänzung zu seinem Buch Wort(w)ende – nimmt die verbürgte Sympathie Rudolf Steiners für die Lyrik des Expressionismus zum Anlass, nach einer Verwandtschaft zwischen den Zielen des Expressionismus und den Anliegen des Begründers der Anthroposophie zu fragen. Ausgehend von der Aufbruchsbewegung einer jungen Generation im beginnenden 20. Jahrhundert, die in der Figur des Jugendlichen als Hoffnungsträger des Neuen ihr Schlüsselthema fand, wird eine Nähe zu den Zielen der Anthroposophie deutlich: hier wie dort die Durchdringung der Lebenswelt mit Kunst, hier wie dort die Suche nach einer Wahrhaftigkeit, die alle Künste durchdringt. Daneben das Verstummen angesichts der Erschütterung durch den Ersten Weltkrieg und der leeren Phrasenhaftigkeit einer zu Worthülsen verkümmerten Sprache. Gerade aber das Verstummen – und darin liegt eine weitere Parallele – ermöglicht nicht allein die Ausbildung einer neuen Sprache, sondern auch die Entstehung eines neuen Wahrnehmungsorgans, das zwischen den Worten und Sätzen findet, was aus den Worten selbst ausgezogen ist. Steiners Auffassung von der Entwicklung der Sprache wird hier für die Genese moderner Lyrik produktiv gemacht.
Inhalt
- Aufbruch in Deutschland am Jahrhundertbeginn
- Rudolf Steiners Nähe zu den Expressionisten
- Der Kampf mit der Sprache
- Die notwendige Emanzipation von der Sprache
- Dichter entdecken das Nichtwort
- Das Nichtwort in Steiners Spruchdichtungen
- Rudolf Steiners unbequeme Sprache
- Eintauchen in das Spannungsfeld realer Polaritäten
- Pulsierende Durchdringung als Prinzip des Lebens
- Reales Gedankenlesen – die Sprache der Zukunft
- Wetterleuchten einer Menschheitssprache
- Die Verwandlung des Schweigens
- Vom Menschenwort zum Weltenwort
- Sprache – neu geboren aus dem Verstummen