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Es mag eine Binsenwahrheit sein, dass jeder Lehrer sich darum bemühen sollte, seine Schüler zu verstehen. Denn ohne ein tiefes Verständnis des Schülers sind die Lernleistungen eher ein Zufallsprodukt. Wie soll der Unterricht gestaltet sein, wenn man die Schüler nur oberflächlich kennt? Der produktive Lehrer versucht, die Schüler zu verstehen, damit dadurch die Brücken gebaut werden können, die das Lernen über das Niveau des Zwangs oder Drills erheben. Steiners Ideal war es, dass die wöchentlich stattfindenden pädagogischen Konferenzen in den Schulen eine ständige Weiterbildung im Erlernen dieses Verstehens der Schülerpersönlichkeit darstellen sollten. Er nannte das: «Werden Sie Psychologen!» Damit ist aber keine Psychologie im landläufigen Sinne gemeint. Tatsächlich demonstrierte er diese «Kunst des Verstehen-Lernens» in den Konferenzen, an denen er selbst viele Male teilnahm. Man kann auch sagen, wenn die Aufgabe der Schule aus Erziehen und Unterrichten besteht, dann sind die Fähigkeit des Verstehens der Schüler und der daraus erfließende individualisierte Umgang in der Klassengemeinschaft das eigentliche Qualitätsmerkmal einer Schule. Im Rahmen der Pädagogischen Sektion wurden die hier skizzierten Anregungen Steiners neu aufgegriffen und daraus die Kunst der Kinder- und Schülerbetrachtung entwickelt. Sie ist als ein Qualitätsbildungsinstrument für eine Lehrergemeinschaft für die Entwicklung der Kinder und Schüler anzusehen. Ein wunderbarer Nebeneffekt dieser Tätigkeit, sofern sie im Leben einer Schule zur Gewohnheit werden durfte, ist, dass von ihr eine ungemeine Belebung des ganzen pädagogischen Geschehens in der Schulgemeinschaft ausgehen kann.