Wie können Fremdsprachenlehrer:innen der doppelten Gefahr entkommen, entweder dozierend, über die Köpfe ihrer Schüler:innen hinweg zu unterrichten oder Aktionismus zu betreiben, die Schüler:innen zwar zu beschäftigen, aber ohne Sinn und Progression?
Haben Waldorf-Fremdsprachenlehrer:innen diese Vereinseitigungen des pädagogischen Wirkens erkannt, fragen sie sich, wie sie aus einer gesunden und produktiven Mitte heraus unterrichten können.
Die ganzheitlich orientierte Anthropologie oder Menschenkunde der Anthroposophie erweist sich dabei als eine große Hilfe, als Fundgrube für geistesgegenwärtige Entscheidungen im pädagogischen Handeln.
Wie ist dieses oder jenes Kind, diese oder jener Heranwachsende beschaffen? Denn jeder Mensch verortet sich in seiner individuellen Mitte, die nach oben oder nach unten, mehr zum Kopf oder eher zum Handeln neigt.
Erkennen Lehrer:innen sich selbst und ihre Schüler:innen, können sie mit den Werten dieser individualisierten menschheitlichen Polarität künstlerisch umgehen und ihren Unterricht jeden Tag neu nicht nur an Lehrplanzielen, sondern an dem Leben ihrer Schüler:innen ausrichten.
Dieses, im Schillerschen Sinne, spielerische Handeln zwischen den Schülerinnen und Schülern, unter Berücksichtigung ihres Alters und den Lehrer:innen versucht das vorliegende Buch am Beispiel des Unterrichtens von Fremdsprachen konkret zu beschreiben, in der Hoffnung, dem/der Leser:in zum eigenen, schöpferischen Tun zu verhelfen.